Anna Achmatowa
1889 - 1966, als Tochter eines Marineoffiziers in Odessa geboren, verbrachte
Kindheit und frühe Jugend in Zarskoje Selo bei Petersburg, heiratete 1910
den Dichter Nikolai Gumiljow, nach 1917 Bibliothekarin im Landwirtschaftlichen
Institut, Repressalien unter Stalin, Schreibverbot bis 1950, Rehabilitation,
übersetzte Victor Hugo, Rabindranath Tagore & Giacomo Leopardi.
Veröffentlichungen
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Vor der Revolution schließt sich Anna
Achmatowa den Akmeisten an, die einen klaren Blick auf das Leben fordern.
Von 1912 bis 1922 tritt sie mit fünf Gedichtbänden hervor. Modigliani
malt sie. Alexander Blok, Ossip Mandelstam, Marina Zwetajewa widmen
ihr Gedichte. In der Sowjetzeit jedoch wird sie verfolgt: 1921 wird
ihr geschiedener erster Mann von der Tscheka hingerichtet. 1925 wird
sie durch einen Parteibeschluß kaltgestellt und geheimdienstlich überwacht.
1935 schlägt das Regime zu: Ihr dritter Mann und ihr Sohn werden gleichzeitig
verhaftet. Es gelingt ihr, Stalin mit einem Brief zu beider Freilassung
zu bewegen.
Sie besucht Ossip Mandelstam an seinem Verbannungsort Woronesch. Aus
Rache wird ihr Sohn abermals verhaftet. Im Krieg aus dem belagerten
Leningrad ausgeflogen, lebt Achmatowa bis 1944 in Taschkent. 1945 wird
sie der Spionage verdächtigt. Um sie besonders zu treffen, läßt Stalin
ihren Sohn zu zehn Jahren Lager verurteilen. Verzweifelt verbrennt sie
ihr Leningrader Archiv. Die Angst wird die Dichterin bis zum Ende ihres
Lebens nicht mehr los. Erst nach Stalins Tod findet sie wieder Anerkennung
im literarischen und gesellschaftlichen Leben. Das Requiem erscheint
1963 in München, ihre große Geschichtsdichtung Poem ohne Held wird in
New York gedruckt. Sie wird für den Nobelpreis vorgeschlagen.
Anna Achmatowa verhielt sich bescheiden zu den Mitmenschen. Jeder Sinn
für Besitz ging ihr ab. Ihre Dichtung lebt vom Gefühl des Nichthabens,
der Trennung, des Verlustes, der hoffnungslosen Liebe. |
Unsrer
Nichtbegegnung denkend. Gedichte. Aus dem Russischen von Erich
Ahrndt
Stimmen
Wer
will, kann also vergleichen, was Erich Ahrndt jetzt gelungen ist. Der Band
bietet die Gedichte in russisch und deutsch. Wer des Russischen ein bisschen
mächtig ist, bekommt auch so ein Gefühl dafür, dass es ganz bestimmt nie
leicht sein wird, diese Sprachmusik ins Deutsche zu übersetzen, dass es
sich für begabte Übersetzer also auch künftig immer wieder lohnen wird,
in diese Lyrik einzutauchen. Ralf Julke
Karlheinz Kasper, in: OSTEUROPA, 1/2013