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Uta Hauthal

geb. 1966, Studium der Musik und Germanistik in Potsdam (Lehramt), 1989-1994 Gymnasium Weißenfels-West, neun Monate auf Hydra (Griechenland), einjährige Tätigkeit am Haydn-Gymnasium in Dresden, Forschungen zur Schulgeschichte Dresdens an der TU, seit 1994 Auftritte mit musikalisch-literarischen Programmen, seit 2000 Mitglied des Dresdner Chors „femmes vocales“, seit August 2002 am Berufschulzentrum für Gastgewerbe und Agrarwirtschaft, lebt in Dresden

Veröffentlichung im Leipziger Literaturverlag

Im Kreis. Novelle, LLV 2003

Stimmen

"Die Hauptfigur in Uta Hauthals Novelle „Im Kreis" ist der Fernsehjournalist Andreas Herwig. Er ist ein Mann mit sinnlich-weicher Stimme. Seine Tochter Ricarda genießt jedes Mal die Minuten, in denen er Gutenachtgeschichten spinnt. Die 5-Jährige faltet sich „in froher Erwartung wie ein Gemsenkind zusammen", wenn er an ihr Bett tritt. Mutter Bettina dagegen wird zum unruhig umher wandernden Panther, wenn sich ihr Mann nach „arbeitsreichen" Tagen endlich wieder daheim blicken lässt.
„Als Wirbelwind in den Gassen der Redaktion" war Bettina ihm einst aufgefallen. Andreas war als Charmeur bekannt, die Frauen schmolzen nur so vor ihm dahin. Doch Bettina glich einer empfindsamen Muschel. Sie suchte Wahrhaftigkeit, öffnete sich nur langsam. Und auch nur darum, weil sie hinter der Fassade des großen Helläugigen einen besonderen Menschen vermutete. Schon lange fühlt sie sich ent-täuscht.
Andreas ist ein erfolgreicher Fernsehjournalist geworden, er hat eine Dienstwohnung, die Frauen fliegen ihm zu. Vor wenigen Tagen ist er zum Beispiel erstmals mit Ulrike aufgewacht. Sie ist Lehrerin einer Modellschule, an der behinderte und hochbegabte Kinder miteinander lernen. Andreas hat Ulrikes Arbeit und die ihrer Kollegen in einer Sendung vorgestellt. Das Lehrerkollegium fühlte sich von ihm verstanden. Als Andreas im Nachhinein noch einmal in der Schule anrief, blieb Ulrike an seiner sinnlich-weichen Stimme hängen.
Doch wieder währte die Affäre nur kurz. Ulrike hatte ihn in Unruhe versetzt. Mit einem einzigen selbst geschriebenen Gedicht hatte sie seinen Sicherheitskokon aufgeschnitten.
Ein Arbeitskollege stößt Andreas nun außerdem auf die Schriftstellerin Hedda Zinner. Die Geradlinigkeit jener Frau hatte Andreas nach der Wende, am Anfang seiner Journalistenkarriere, beeindruckt. Ihr hat er damals versprochen, seine „Arbeit von nun an mit einem anderen Maß zu messen". Jetzt wird ihm klar: Er selbst gibt schon lange nicht mehr sein Bestes, auch nicht für Bettina und Rikki.
Unter der Oberfläche des erfolgreichen, begehrten Mannes beginnen die Tränen eines verletzten Kindes zu rollen: Es hat den Tod des Großvaters nicht verwunden, auch nicht, dass die Mutter nur den Bruder mit Liebe genährt hat ...
Gibt es einen Ausweg aus dem Kreis der enttäuschten Sehnsüchte?
Die Dresdner Autorin Uta Hauthal veröffentlicht mit dieser Novelle ihre erste größere Prosaarbeit. Intelligent, einfühlsam und sinnlich geht sie der Suche nach Liebe in der heutigen Zeit auf die Spur. Sie greift Bruchstücken auf und setzt sie in Beziehung. Behutsam deutet sie eine Lösung an, um sie zum Schluss dann wieder im Raum stehen zu lassen. Uta Hauthal kommt von der Lyrik. Neben den genannten Tiersymbolen nutzt sie weitere Metaphern. So erfährt auch die Linde in der Novelle eine besondere Bedeutung. Uta Hauthals Spielen mit der Sprache verleiht dem Werk Präzision und Plastizität." Dorit Oehme, freie Journalistin aus Freital

Weitere Veröffentlichungen (Auswahl)

Ich wünscht mir ein barockes Weib zu sein, München 2001


 


Textprobe
aus: Im Kreis

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