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Hein Semke

geb. in Hamburg, Freiwilliger im Ersten Weltkrieg, fünf Jahre Einzelhaft wegen anarchistischer Aktivitäten, 1929 erste Reise nach Lissabon und Arbeit in einer Fabrik, 1930 Nervenzusammenbruch und Rückkehr nach Hamburg, Studium bei Bossard und Wünsche (Hamburg) und bei Habich (Stuttgart), 1932 endgültige Emigration nach Portugal, 1935 Verfemung seiner Skulpturen als “entartet” und Zerstörung der Kriegsgruppe Kameradschaft des Untergangs durch NS-Anhänger der deutschen Kolonie, 1936 Beteiligung am spanischen Bürgerkrieg, seit 1932 Arbeit als Bildhauer, Keramiker, Maler, Lyriker und Künstlerbuchgestalter, zahlreiche Ausstellungen, hauptsächlich in Portugal, Arbeiten in Lissabon: Garten der Gulbenkian-Stiftung, deutsche ev. Kirche, Hotel Ritz, Rektorat der Klassischen Universität u.a., 1978 Bundesverdienstkreuz (BRD); 1990 Orden vom “Infante D. Henrique” (Portugal).

Veröffentlichungen im Leipziger Literaturverlag

Hein Semke reflektierte künstlerisch wie auch in Tagebüchern seine Epoche. Die Verhältnisse enttäuschten ihn zusehends, er stellte die Kunst als ethische Aktivität über alles andere. Obwohl er im faschistischen Europa häufig auf Unverständnis und Widerstände stieß, richtete er sein Leben am Guten und Klaren, am Humor und an der Hoffnung aus: Leid und Schuld, Gnade und Erlösung waren seine Themen, aber auch Obsessionen und Gewalt, die Natur – Fische und Blumen – und die Frau. In Annäherung an die mittelalterliche Steinplastik Portugals übernahm er das Prinzip des Religiös- Naiven, vereinfachte Formen und Flächen konsequent und orientierte sich stark an Ernst Barlach, Georg Kolbe und Aristide Maillol. Seine Produktivität faszinierte und irritierte das Publikum. In Deutschland wirkt seine Kunst exotisch durch ihre Lichthaltigkeit, in Portugal empfindet man sie
als dunkel und “mystisch”. Das Bestiarium-Calendarium stellt Hein Semke von seiner spielerischen Seite vor: eine menschliche Naturgeschichte voller Witz und Überraschungen.

Der Streit um die Skulpuren Hein Semkes, in: Portugal Post Nr. 28 / 2004


 

 

 

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