Zurück zur Galerie-Übersicht

 


Annette Degenhart



Affen


Tanz
   

Novecento 3

Novecento 4
   

Mensch 2

Ordnung 1


Vita

Annette Degenhart wurde 1975 in Stuttgart geboren und besuchte dort die Schule. Ab 1995 studierte sie in Tübingen Mathematik, später in Rennes (Frankreich) Kunst und an der Leipziger Universität Kunstpädagogik und Mathematik

 

Veröffentlichungen

2002 Dank dir, Poet. Graphische Arbeiten zur Literatur, Edition ERATA


Annette Degenhart zu ihren Arbeiten

“Die Lehrer haben immer geschimpft, wenn wir unsere Schulbücher mit Zeichnungen schmückten. Heute sind wir älter und aufgefordert, Texte mit Unterstreichungen und Frage- sowie Ausrufezeichen zu versehen. Aber natürlich provozieren Texte nicht nur Kommentare wie 'wichtig!', 'ja!', 'nein!', 'schön!', 'wirklich?', 'Quatsch!', sondern vor allem viele Bilder in unseren Köpfen. Die Bilder in meinem Kopf geraten häufig mit vorhandenen Illustrationen in Konflikt. Daher mag ich Illustrationen gar nicht besonders. Viel lieber schmücke ich - heute, ohne daß ein Lehrer schimpft - selbst den Rand eines Textes, der ein Bild hat entstehen lassen, mit einer Zeichnung und danke dem Poeten.

Die Holzschnitte sind dann die Ausgeburten dieser Marginalien. Obwohl ich für die eigentliche Schnittarbeit nie länger als eine Stunde benötige, sind die Drucke mehr als die kleine Zeichnung nun groß. In sie hineingewachsen sind viele Gedanken, für die der Poet Worte fand und ich ein Bild. Wobei es sich keineswegs um den oder die gleichen Gedanken handeln muß. Meine Drucke sind offen, beschränken sich auf das Wesentliche, so daß es dem Betrachter möglich ist, nicht nur Gedanken wiederzufinden, sondern welche hinzuzufügen.

Die Mischtechniken ebenfalls als Illustrationen auszugeben, wäre gelogen. Sie sind entstanden aus der Freude an Form, Farbe und Material und dem Experimentieren damit. Aus Lacken, Terpentin, Kaffeesatz, Kohle, Tusche wurden Flecken, daraus Figuren und Szenarien, die oft einen meiner Gedanken oder ein Bild in meinem Kopf ausdrückten. Diese Idee brachte dann dem Bild seine Harmonie. Wenn ich beim Lesen - ich lese gern und viel - eine Zeile finde, die eben diese Idee ausdrückt, schreibe ich sie dazu, als Marginalie zum Bild, und danke dem Poeten.

Offensichtlich spielt der Zufall bei den Mischtechniken am Anfang der Arbeit eine große Rolle. Aber auch die Holzschnitte sind nicht unabhängig vom ihm: ich verwende ausschließlich gefundene Holzplatten, die Holzsorten sind daher oft verschieden, das Holz mal mehr, mal weniger trocken. So reißt und bricht es ganz unterschiedlich aus beim Schneiden. Auch ist jeder Druck verschieden, je nachdem wieviel und wie gleichmäßig Farbe aufgetragen wurde und wieviel Druck die Presse ausübt.

Weniger Einlaß fand der Zufall bei den geometrischen Arbeiten, die zeitlich am Anfang der hier ausgestellten Werke stehen. Sie sind mein Ergebnis zu dem gestellten Thema 'Ordnung - Unordnung' und zeigten mir, daß mir bei dieser Art von Arbeit, der des Konstruierens, das Spontane zu kurz kommt. Da ich auch Mathematik studiert habe, wurde ich in diesem Zusammenhang einmal gefragt, ob meine späteren Bilder, insbesondere die Mischtechniken, als Befreiung von der Mathematik anzusehen seien. Ich denke nicht. Gerade setze ich mich theoretisch gezielt mit Künstlern, deren Werk von der Mathematik beeinflußt ist, auseinander - zu nennen wären Max Bill und Rune Mields. Jedoch habe ich mich für meine praktischen Arbeiten in letzter Zeit mehr von den Werken, im Besonderen den Holzschnitten, von HAP Grieshaber, Gerhard Altenbourg, Georg Baselitz und meinem Lehrer Johannes Eckardt anregen lassen. Ich danke ihnen - und dem Betrachter für jede Anregung.”