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Bożena Umińska-Keff: Ein Stück über Mutter und Vaterland (Auszug)

Teil I
Die ewige Klage


Leeres Aufstoßen

Chor
Die ewige Klage der Mutter, ihr ewiges
oi moi, oi moi
die ewige Geschichte ihres Leidens, welches niemand bezweifeln wird.

Erzählerin
Eine Lebensgeschichte aus der fernen Zeit ihrer MUTTER und FAMILIE,
vor dem Krieg,
die Geschichte ihrer Geschichte während des Krieges,
eine Geschichte der Flucht, der Rettung, des Todes und des Falls der Juden unter das
Menschliche.

Sie hat sich nichts ausgedacht, es gibt Fakten, Archive, Filme, Dokumente.
Sie sagt, etwas Schlimmes geht in mir vor, so eine Verdauungsstörung,
ich muss aufstoßen, als hätte ich eine Leiche in mir oder eine Leere,
buurp!

Chor
Oi moi, oi moi
aus der Leere ins Nichts
hat sie ein Kind geboren.

Erzählerin
Um eine Familie zu haben, um nicht allein zu sein,
ein Kind ist immer das KIND seiner MUTTER,
eine Mutter ist aber DIE MUTTER. Wenn sie MUTTER ist,
wird eine Frau sich in der Welt zurechtfinden
und eine Identität gewinnen.

Chor
Der Tochter fehlen schier die Worte um zu sagen
wie leer die Mutter, wie langweilig und alt sie ist,
oi moi diese Tyrannin der Leere!
Nie hört sie zu, was sie sieht, weiß niemand und sie fühlt nach eigenem Gutdünken
vergeblich mit ihr zu sprechen, vergeblich zu ihr zu sprechen, kein Wort dringt zu ihr
und dies hält ihr die Tochter in Ewigkeit vor!

Erzählerin
Eine DICHTERIN ist also die Tochter,
es gibt nichts Unsagbares für sie!

Aus dem Polnischen von Michael Zgodzay


 


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